Fallout 76 von Bethesda Softworks, LLC erschien im Jahr 2018. Ca. 2 Jahre Zeit sind bis zur Veröffentlichung auf der Steam-Plattform verstrichen. Mit was können Interessenten rechnen?
Es hat sich seit dato ein wenig getan, aber es reicht nicht aus um das Spiel als "gut" zu bewerten. Bethesda liefert hier gewohnte "Basis"kost.
Zu den negativen Punkten im Anbetracht der Zeitspanne in Fallout 76 gehören nach wie vor:
Vertonung / Sound / Ambiente
- Trotz deutscher Sprachausgabe kommt es immer wieder mal vor, dass englische Vertonung zu hören ist
- Die Vertonung wechselt zwischen unterschiedlichen Qualitätsstufen hin und her. Das ist vor allem bei NPCdialogen auffällig
- Altbekanntes Problem: Charaktere haben gefühlte 5 Sprüche die sich ständig wiederholen. Aber mit einem Pfeil im Knie geht das wohl nicht anders.
Es mutet zudem seltsam an Vögelgezwitscher und anderes Getier im Spiel zu hören. Mysteriöserweise sind die vermeintlichen Besitzer der Stimmen gar nicht existent. Paar Krähen gibt's. Das wars.
UI / Grafische Oberfläche
Seit 2018 hat Bethesda es nicht geschafft deutsche Texte der Oberfläche anzupassen.
[desc]Deutsche Texte ragen teils über den Bildschirm hinaus und sind wie durch ein Wunder nicht mehr leserlich. Siehe Textleiste im unteren Bildbereich.[/desc]
Hierbei sei angemerkt dass Bethesda Softworks, LLC einen geschätzten Jahresumsatz von ca. 50$ Millionen hat, als Tochterunternehmen der Zenimax Media, Inc. agiert die weit über 500$ Millionen pro Jahr verdienen und sich zudem am Börsengeschäft beteiligen. Also keine kleine Programmiererklitsche die sich nix leisten kann oder nicht weiß wie derlei Dinge zu lösen wären.
Ingame-Elemente
Sogenannte Hitboxen sind unzuverlässig. Trotz ausgestattetem Scharfschützengewehr und dem Ziel direkt vor der Linse. Was passiert? Richtig. Das Ziel nimmt keinen Schaden und die Munition ist natürlich weg.
Ingameflair / Stimmung / Mimik
Ziel verfehlt. Anfänglich hat Bethesda mit Fallout 76 eine komplett leere Spielwelt veröffentlicht in der nur wir als Spieler beheimatet waren.
Hunderttausende Spieler entströmen EINEM Bunker (Vault 76) und besiedeln die Welt... in Unterwäsche die vom Design her jenseits von Gut und Böse ist ;]
Nach massiven Protesten der Käufer und Communitys wurden zwar NPC Charaktere mitsamt Quests nachgeliefert, aber es mutet komisch an, denn ganz ehrlich?
Wer bitteschön erwacht von den Toten in einer verstrahlten Welt, spaziert mir nichts dir nichts aus einem Bunker und erledigt Aufgaben die bestenfalls als Beschäftigungstherapie zu sehen sind? Dazu ständige Belatscherung und Stimmen aus dem "Off". Es mutet alles aufgesetzt, fehlplatziert und überflüssig an. Man hat ständig das Gefühl dass man mit belanglosen Dingen die Zeit totschlägt, Dialoge überspringt die einfach nur "da" sind und sich so irgendwie durchwuselt.
Was hier aber beruhigend ist. Atombomben radieren nahezu alles Leben aus, verwüsten Landstriche, hinterlassen brennende Erde, aber was weht unbeschadet im Wind und flattert theatralisch vor sich her? Richtig. Eine amerikanische Flagge... Schön wenn solche Wertigkeiten in Spielen transportiert werden. Ein generelles Thema in vielen Spielen wie das Thema des ewig gleichen Feindbildes und dahingehender transportierten Propaganda des "Kalten Krieges" welche durch heutige Unterhaltungsmedien transportiert wird.
Was noch negativ anmutet sind die kastrierten Überlebensmechaniken die sich in Form von permanenter Mangelernährung,- und Dehydratation des Spielercharakters widerspiegeln. Probleme zu "überleben" dürfte diesbezüglich niemand haben, aber es ist nur halbherzig umgesetzt.
Der Charaktereditor wurde im Vergleich zum Vorgänger abgeschwächt und Rüstungsteile wollen Npcs auch nicht hergeben
Mimik der NPC Gesichter gleicht wie in anderen Bethesda Produkten einem Stück Holz.
Daten
Wir haben hier ein 2 Jahre altes Produkt, welches zum Neupreis verkauft wird. Mitsamt Onlinebindung und Accountzwang.
Warum das bei Bethesda nix Gutes verheißt, kann in meinen anderen Reviews zu:
Doom Eternal,
Rage 2 oder
Prey: Typhon Hunter nachgelesen werden.
Einzelverbindungen aus
Fallout 76 ebenfalls über die Suche gelistet und sind mit denselben Funktionen wie verlinkte Titel ausgestattet. Immerhin können ein paar integrierte Dienste abgeschaltet werden.
Nichtsdestotrotz werden nach altem Köderprinzip Spieler gelockt, Accountverknüpfungen anzunehmen und somit weitere Daten von sich preiszugeben.
Als "Belohnung" für zusäzliche Daten winkt irgendein Dreck.
Preispolitik, Mikrotransaktionen & Onlinezwang
Erschwerend kommt bei Fallout 76 hinzu, dass ein ebenfalls nachgelieferter Einzelspielermodus nur im Abonnement zu haben ist. Modularer Spielaufbau für monatlich 14,99€ im europäischen Raum. Südamerikaner zahlen umgerechnet knapp 2€. Yeah! Auf der Produktseite fehlt natürlich der Hinweis, wie das Abo zu kündigen ist.
Da Einzelspiel in dem Rahmen des Abonnements als eigener Server läuft ist die Leistung natürlich von der eigenen Verbindung abhängig. Schlechte Verbindung, kein Spiel...
Ob das nicht genug wäre, gibt es Mikrotransaktionen in denen eine Menge virtueller Schrott verkauft wird. Kaufen ist zwar freiwillig, aber auch die Mechanik beruht als Rechtfertigung für eine permanente Zwangsanbindung an die Bethesda "Service"-Plattform.
Daher ist es schnurzpiep auf welcher Plattform das Spiel gekauft wird. Bethesda oder Steam? Verwendete Hintergrunddienste sind diesselben. Wer die Wahl hat und mit dem Gedanken spielt sich den Titel zu kaufen, sollte beim Bethesda Launcher bleiben. Denn sonst ist nur eine weitere in dem Fall überflüssige Plattform (Steam) zwischengeschaltet.
Zweifelhafte Designentscheidungen und Fehler
Zuguterletzt wird der Anmeldename des Bethesda-Accounts als Ingamename für Fallout 76 genutzt. Dass das dazugehörige Passwort nicht auch noch mitveröffentlicht wird, ist eigentlich noch alles.
Ansonsten hat Fallout 76 alle Schwächen des Vorgängers Fallout 4 übernommen. Auch neue Fehler sind hinzugekommen.
- matschige und verpixelte Texturen
- nicht lösbare Quests weil NPC's irgendwo feststecken
- Animationsfehler (Wasser fließt nicht, Gegner verharren in Laufanimation oder schweben usw.)
- Npcs lösen sich auf, sind unsterblich
- Unendlich rennen
- In der Luft schwebende Gegenstände
- Clippingfehler
- Charaktere bleiben gerne mal im Interieur stecken
- Nach 3 erfolglosen Anmeldeversuchen bleibt der Bildschirm schwarz (das Problem gab es auch schon im Release 2018)
- Quests werden teils nur mit [...] angegeben
- "durch die Welt fallen"
- uvm.
Dank Abstürzen und fehlender manueller Speicherfunktion kann es natürlich sein, dass eigener Questfortschritt gerne mal zurückgesetzt wird. 20-40 Minuten und mehr, die sich eben mal in Luft auflösen.
Leistung
Performance/Leistung des Titels selbst ist gut, ein paar Dinge wurden im Gegensatz zum Vorgänger aufgehübscht und trotz eines riesigen Areales läuft alles ohne Beanstandung. Einzig allein lange Ladezeiten bei Gebietswechseln sind hier ein kleiner Kritikpunkt.
Die teils in anderen Reviews angekreideten 30FPS? sind nicht wirklich störend aus meiner Sicht, aber da mag jeder andere Sichtweisen haben. Das Spiel läuft flüssig und das ist die Hauptsache.
Über versus Untersexualisierung
Leider scheint die Spieleindustrie nur die Extreme zu kennen und diese vehement mit Pauken und Trompeten uns Käufern präsentieren zu müssen. So sind auch in Fallout 76 präsentierte Charaktere mit komischen Körpern ausgestattet und in noch seltsamerer Unterwäsche eingekleidet. Angedeutete Geschlechtsmerkmale die gerade im Rahmen des Ertragbaren angedeutet präsentiert werden. Zuviel Busen ist verkehrt, zu wenig auch und wenn man das Beispiel von Dante aus dem Produkt Devil may Cry nimmt, darf noch nichtmal 'ne Beule in der Hose sein. Für eine Industrie die gerne mit Realismus prahlt ist so ein Gehabe im Umkehrschluss eher zu belächeln und kann nicht ernst genommen werden. Es ist halt ein weiteres Beispiel wie Moral und Ethik eines jeweiligen Landes in Spielen transportiert wird.
Ein "normal" sucht man schon länger vergebens in der Branche.
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Fazit
Im Endeffekt ist Fallout 76 ein Fallout 4 mit sowohl kleineren Verbesserungen (Lichteffekte?) und mindestens genauso vielen Abzügen. Leider überwiegt die schlechte Seite bei weitem.
Man sieht wie eine Marke und ein Spiel nur noch als Mittel zum Zweck dient und sich auf alten Erfolgen ausgeruht wird.
Anmerkung:
Fallout Erstveröffentlichung: 1997
Elder Scrolls Erstveröffentlichung: 1994
Neue Ideen und Inhalte sucht man vergeblich. Die technische Realisierung ist zudem mangelhaft umgesetzt.
Da mutet es seltsam an wenn so ein Gehabe mitsamt minderer Qualität als "Überwiegend positiv" auf der Produktseite belohnt wird. Das ist Spott, anders kann man es nicht nennen.
Empfohlen ist Fallout 76 daher nur wenn man entweder tief in die Tasche greifen mag, sich mit Onlinezwang arrangieren kann oder wem alles gleichgültig ist.
Allen anderen sind die Vorgänger empfohlen, die zudem noch den Vorteil haben, dass sie "modbar/anpassbar" sind... und offline ohne Abonnement genutzt werden können.
Spaß kann man mit (vielen) Abzügen dennoch haben. Ändert aber nicht die Tatsache, dass Bethesda bewusst Kunden abzockt (ohne auf Täuschungen der Power Armor Edition und andere Fakten einzugehen). Vor allem im Anbetracht der bereits vergangenen Zeit der Erstveröffentlichung die hätte für Produktpflege aufgewendet werden können.
Kann nur hoffen dass der angekündigte Skyrimnachfolger nicht in diesselbe Kerbe schlägt.